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Branchenfokus des Wasserstoff-Kernnetzes nicht zielführend; Appell an Unternehmen Wasserstoffbedarfe zu melden
Die Beschränkung des Wasserstoff-Kernnetzes auf nur fünf Industriezweige stößt in der Region Aachen auf Kritik. „Die Fokussierung auf Eisen- und Stahl, Glas-, Keramik-, Ziegel- und Chemieindustrie greift zu kurz. In unserer Region stark vertretene Branchen wie die Papier- oder Lebensmittelindustrie haben ebenfalls einen hohen Energiebedarf und können ihre Prozesse nicht ohne weiteres elektrifizieren,“ erklärt Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen.
Dies bestätigt auch Michael Kuhn, Geschäftsführer Smurfit Kappa Zülpich Papier: „Wir sind sehr interessiert an grünem Wasserstoff zur Dekarbonisierung unserer Wärmeerzeugungsprozesse. Die komplette Elektrifizierung des Papierherstellungsprozesses wäre nur mit sehr hohen Investitionen möglich, weil sowohl alle Wärmeerzeugungsanlagen komplett ausgetauscht werden müssten als auch neue Netzanschlüsse erstellt werden müssten. Hinzu kämen hohe Netznutzungsentgelte, da große Mengen Strom in unregelmäßigen Abständen aus dem Netz bezogen werden müssten.
Für den Einsatz von Wasserstoff könnten vorhandene Anlagen zu sehr viel geringeren Investitionen angepasst werden. Grüner Wasserstoff wäre aus diesem Grund für uns als Unternehmen unabdingbar, um CO2-neutral zu werden. Die Papierindustrie hat in den letzten Jahren bereits hohe Investitionen getätigt, um die Erzeugung von Prozesswärme von Kohle auf Erdgas umzustellen. Im Rahmen dieser Investitionen sind viele Anlagen bereits auf „für Wasserstoff vorbereitet“ ausgelegt worden“.
Die Region hat über den Hydrogen Hub bereits Ende Juli in einer Stellungnahme an das Bundeswirtschaftsministerium auf dieses Problem hingewiesen. In dieser Stellungnahme wurde auch die Anbindung der Kreise Düren, Euskirchen und Heinsberg an das Wasserstoffkernnetz angemahnt. Gleichzeitig gibt es hier Anlass zu Optimismus: Der Hydrogen Hub Aachen steht bereits seit 2022 mit den Netzbetreibern im Austausch. „Gemeinsam mit unseren Partnern haben wir die Region auf die Landkarte der Fernleitungsnetzbetreiber gebracht. Erst kürzlich haben sich das Team des Hydrogen Hubs und die Wirtschaftsförderer der Gebietskörperschaften mit dem zuständigen Netzbetreiber über mögliche zusätzliche Ausspeisepunkte ausgetauscht und sind auf offene Ohren gestoßen,“ sagte Bayer. Es sei nun wichtig, am Ball zu bleiben und gemeinsam mit den Fern- und Verteilnetzbetreibern auf eine optimale Anbindung der Region hinzuarbeiten.
Damit die Planung der Wasserstoffinfrastruktur dem Bedarf gerecht wird, sind alle Unternehmen, welche die Nutzung von grünem Wasserstoff zur Dekarbonisierung ernsthaft in Erwägung ziehen, aufgerufen ihren potenziellen Bedarf zu melden. Dies kann entweder über die Energiebedarfsabfrage der IHK Aachen oder direkt bei den Fernleitungsnetzbetreibern (FNB) - Gas geschehen. Eine erste Abschätzung des möglichen Bedarfs ist hierzu ausreichend. Mit der Meldung ist keine Abnahmeverpflichtung verbunden.
Im Hydrogen Hub Aachen arbeiten Stadt und Städteregion Aachen, die Kreise Düren, Euskirchen und Heinsberg sowie die IHK Aachen gemeinsam daran, die Region zu einem Hotspot der Wasserstoff-Wirtschaft in Deutschland zu machen unterstützt werden sie dabei von der AGIT mbH.